Heimat deine Sterne
Symposium und Ausstellung im September/Oktober 2025
Aufstrebende Sterne aus Bayerischen Kunstnetzwerken zu Gast im Künstlerhaus Ganslberg
Vernissage: Fr., 17. Oktober, 19 Uhr
Grußwort
Alexander Putz,
Oberbürgermeister der Stadt Landshut
1. Vorsitzender der Fritz und Maria Koenig Stiftung
Einführung in die Ausstellung durch Kurator Christian Schnurer
Projektleiter Künstlerhaus Ganslberg
Öffnungszeiten:
Sa., 18./So., 19. und Fr., 24./Sa., 25./So., 26. Oktober, von 12 bis 18 Uhr
Führungen 14 bis 15 Uhr nach vorheriger Anmeldung.
Förderbeitrag erbeten: ab 10,- €uro
Katalog
Zu Heimat deine Sterne ist ein Katalog erschienen.
Hier können Sie den Katalog im pdf-Format (11,7 MB) herunterladen
Radiobeitrag
Fotogalerie zur Vernissage "Heimat deine Sterne"
Künstlersymposium Heimat deine Sterne
Im Rahmen der Aktivierung von Fritz Koenigs Künstlerhaus in Ganslberg finden im September und Oktober 2025 Residenzprojekte zeitgenössischer bayerischer Künstlerinnen und Künstler statt.
Die Fritz und Maria Koenig Stiftung möchte mit dem Künstlerhaus Ganslberg einen Identifikationspunkt schaffen, der den „Sternen der Heimat" eine Basis gibt, um zu leuchten. Die Einladung setzt auf die Strahlkraft lokaler und überregionaler Kunstproduktion aus Bayern.
Das Symposium „Heimat Deine Sterne" soll über den aktuellen Heimatbegriff im historischen Kontext diskutieren und eine moderne künstlerische Positionierung entwickeln. Kriege, Diktaturen, Turbokapitalismus, Flucht, Vertriebung, Klimawandel bedrohen heute die Heimat. Die Zeitgenössiche Kunst Hält die Fahne der Freiheit hoch - gegen die Angst, für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Vorwort
Oberbürgermeister der Stadt Landshut
1. Vorsitzender Fritz-und-Maria-Koenig-Stiftung
Alexander Putz
Liebe Landshuterinnen und Landshuter,
liebe Gäste,
zum Symposium und zur Ausstellung „Heimat deine Sterne" begrüße ich Sie sehr herzlich. Ganz besonders begrüße ich die Künstlerinnen und Künstler, die hier in Ganslberg an Residenzprojekten arbeiten.
Wenn ein Stern „geboren" wird, geht es im Allgemeinen heiß her, und ich wünsche mir und den Besuchern, dass auch die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler mit Feuer und Enthusiasmus ihr Werk angehen.
Es ist eine wunderbare Idee, für das erste Projekt im Künstlerhaus Ganslberg etablierte „Stars“ aus Bayern und junge Talente einzuladen. Sie sind nicht nur hier beheimatet und wie auch Fritz Koenig in der Region verwurzelt, sondern sie sollen sich darüber hinaus mit dem Thema Heimat auseinandersetzen. Wie ist der aktuelle Heimatbegriff zu fassen? Welche künstlerische Position zum Thema finden im Vergleich mit oder in der Nachfolge von Fritz Koenig junge Talente aus der Region? Und schließlich: „Wie kann das Künstlerhaus Ganslberg zu einem Ort der Zukunft und des kulturellen Austausches zwischen Bayern und der Welt werden?"
Freuen Sie sich mit mir auf einen lebendigen Austausch und inspirierende Werke und Aktionen.
Ihr
Alexander Putz
Bildhauer & Stifter
20. Juni 1924 – 22. Februar 2017
Fritz Koenig
Fritz Koenig wurde in Würzburg 1924 geboren und siedelte 1929 mit seiner Mutter nach Landshut um. Nach seiner Schulzeit in St. Nikola und dem Hans-Leinberger-Gymnasium meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Ab 1943 wurde Koenig an verschiedenen Fronten in Osteuropa eingesetzt und mehrfach verwundet. 1945 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft nach Landshut zurück.
Fritz Koenigs Teilnahme an der XXIX. Biennale in Venedig 1958 und an der documenta II in Kassel 1959 ebneten seinen Weg und brachten ihm weltweite Aufmerksamkeit ein.
An der Akademie der Bildenden Künste in München studierte Fritz Koenig Bildhauerei und schloss bei Anton Hiller als Meisterschüler ab. 1964 wurde Koenig selbst an den Lehrstuhl für Plastisches Gestalten an die Fakultät für Architektur der Technischen Universität München berufen.
Von 1968 bis 1971 erschuf Fritz Koenig sein Hauptwerk, die monumentale Bronzeskulptur Große Kugelkaryatide N.Y. für die Brunnenanlage des Vorplatzes des World Trade Centers in New York City. Nach den Anschlägen auf die Zwillingstürme am 11. September 2001 konnte die Große Kugelkaryatide schwerbeschädigt geborgen werden. Anschließend transformierte die als „The Sphere" bekannte Plastik als Teil des 9/11 Memorial Museums zum Symbol der Trauer um die Opfer.
Fritz Koenig verstarb am 22. Februar 2017 nach einem langen, erfüllten Leben auf seinem Landsitz Ganslberg.
Die Fritz-und-Maria-Koenig-Stiftung will den Ganslberg in seiner ursprünglichen Nutzung als vollendeten Lebens- und Kunstraum für die Zukunft erhalten, mit dem Ziel, dass sich der Ganslberg zu einem Ort entwickelt, der Kunstschaffende fördert und das Vermächtnis von Fritz Koenig in der zeitgenössischen Kunstszene verankert.
Foto: Hubertus Hierl
Künstlerhaus Gansberg
Residenz - Atelier - Kreativraum - Workshops - Akademie
Fritz und Maria Koenig Stiftung
Anwesen von Fritz und Maria Koenig - Foto: Peter Litvai
Der Grundgedanke einer Stiftung lag für Fritz und Maria Koenig in der Erkenntnis, dass der Ganslberg in seiner ursprünglichen Gestalt als vollendeter, in sich gerundeter Lebens- und Kunstraum für die ferne Zukunft nicht zu konservieren ist.
Fritz Koenig selbst spricht davon, dass in diesem Lebensbereich „alles allem gedient habe.“
Vor diesem Hintergrund schloss das Ehepaar Fritz und Maria Koenig 1993 einen Vertrag mit der Stadt Landshut mit dem Ziel der Errichtung einer rechtsfähigen öffentlichen Stiftung des bürgerlichen Rechts. Damit übertrugen sie ihren gesamten Besitz der Stiftung. Die Stadt Landshut erklärte im Gegenzug ihre Bereitschaft, das KOENIGmuseum zu bauen und zu unterhalten.
Vorwort
Projektleiter Künstlerhaus Ganslberg
Vorsitzender BBK Bayern e.V.
Christian Schnurer
Liebe Freunde der Kunst, liebe Kolleginnen und Kollegen,
Das Projekt „Heimat deine Sterne“ ist Teil des Programms „Verbindungslinien“ mit dem der Berufsverband Bildender Künstler Bayern e.V. (BBK) ein unsichtbares Netz von aktuellen Kunstakteuren sichtbar macht und neue Orte vorstellt.
Das Projekt ist eine Wertschätzung für die Szene in Bayern, die sich selbstbewusst überregional und international bewegt. Für das Künstlerhaus von Fritz Koenig ist es ein Test, in welcher Form das Künstlerhaus Ganslberg in Zukunft als Werkzeug für die zeitgenössische Kunst in Bayern dienen kann. Unsere jüngsten Talente sind die Schüler der Mittelschule Altdorf, die in der Afrikahalle Kunstwerke produziert haben, die neben den Profis Bestand haben.
Im Programm sind professionelle Workshops integriert. Interessant ist hierbei zu beobachten, wie der Schöpfer dieses Ortes, Fritz Koenig, präsent bleibt und Einfluss nimmt auf die zeitgenössischen Kolleginnen und Kollegen, Kursteilnehmer, Schüler und Studenten.
Das Künstlerhaus Ganslberg ist ein Angebot für alle Kunstvereine Kulturschaffenden und Kunstpädagogen durch eigene Projekte Verbindungen zu knüpfen und diesen Ort zu einem Knotenpunkt zu machen. Die konzentrierte Arbeitsatmosphäre soll künftige Generationen zu neuen Ideen inspirieren.
Ihr
Christian Schnurer
Standorte der Kunstwerke - „Heimat Deine Sterne"
Standorte der Kunstwerke - Heimat Deine Sterne
1 Fritz Koenig - The Sphere - www.fritzkoenigganslberg.de
2 Frank Campoi - Space Epos – Deep Listening - Frank Campoi - https://www.instagram.com/frankcampoi12345/
3 Lena Maria Held, Jan Vormann und David Luis Grimm - Katastrophensammelpunkt - www.davidluisgrimm.com/start
4 Markus Hoffmann - Fruitlink Ganslberg - Markus Hoffmann - www.davidluisgrimm.com/start
5 Markus Stenger - KOENIG ARCHITEKT - www.stenger2.de
6 Ella Von der Haide - W.A.L.D. - www.eine-andere-welt-ist-pflanzbar.de
7 Florian Froese-Peeck - Das große kleine Leuchten - www.ffroese-peeck.de
8 Christian Schnurer - Der Patriot - www.christian-schnurer.de
8 Christian Schnurer - Salva-Vida-Feldkreuz - www.christian-schnurer.de
9 Torsten Mühlbach - Pegasus-Einhorn - www.torsten-muehlbach.de
10 Susanne Neumann - hunter und ge-hunter - www.susanneneumann.de
11 Peter Kees - Botschaft von Arkadien - www.peterkees.de
11 Peter Kees - Liberté - www.peterkees.de
12 Moitz Walser - Moderne Götter - www.halle6.net/moritz-walser
13 Farnaz Abdoli -Vergitterte Fenster - www.farnazabdoli.com
14 Oh Seok Kwon - Appletree Submarine - www.osokwon.com
15 Christine Rieck Sonntag - Maria - www.crs-art.de
16 Siegfried Kreitner - Minimalkinetische Objekte - www.siegfriedkreitner.de
17 Annegret Hoch - Rouge ardent - www.annegret-hoch.de
18 Iris Nitzl - Fritz Koenigs Kreidebox - www.irisnitzl.art
19 Venske und Spänle - Marmorskulpturen - www.venskespaenle.com
20 Jörg Besser - Wir sind das Volk - www.joergbesser.com
21 Mittelschule Altdorf - Kulturelle Zukunft - www.msaltdorf.de
Rundgang - Heimat Deine Sterne
Fritz Koenig vor dem Modell der großen Kugelkaryatyde “The Sphere” - Foto: Hubertus Hierl
Der Titel „Heimat deine Sterne“ ist eine Herausforderung vor dem Hintergrund der Geschichte. Als heile Welt Propaganda wurde er 1941 komponiert als Titellied des Heinz Rühmann Films „Quax der Bruchpilot“. Die Heimatfront und die Angst im Schützengraben wurden durch diese scheinbar harmlose Romantik über die Liebe und den Traum vom Fliegen, von Wagnis und Scheitern beruhigt. Das Ikarus Motiv kehrt hier wieder mit Happy End.
Antoine de Saint-Èxyperie, der Motivgeber unserer Titelgrafik lebte den Traum als Flieger, Zeichner und Schriftsteller. Mit seinem „Kleinen Prinzen“ hat auch er das Heimwehmotiv beschrieben. Der Weg in die Freiheit, zurück nach Hause zu den Sternen führt bei Ihm über den Freitod durch den Biss einer Schlange. Saint-Exyperie kehrt von einem Aufklärungsflug 1944 nicht zurück.
Fritz Koenig sitzend auf dem Grundgerüst der großen Kugelkaryatide - Foto: national landmark
Man kann sicher sein, dass „Heimat deine Sterne“ als Teil des Wunschkonzerts der Wehrmacht auch Fritz Koenig in den Krieg begleitet hat. Unter dem Deckmantel der Heimatliebe wird eine Generation dazu gebracht, die ganze Welt zu erobern. Der junge Fritz glaubt das Heldenepos und meldet sich freiwillig an die Ostfront. Die Erfahrungen dieser Zeit sind in seinen Memento Mori, Epitaphen und Mahnmalen manifestiert.
Das wichtigste und berühmteste Werk Fritz Koenigs entstand in der eigens dafür errichteten Kugelhalle. - Foto: national landmark
Nach dem Krieg startet Fritz Koenigs seinen eigenen Höhenflug, der ihn bis nach New York führt, wo er seiene größte Skulptur für das World Trade Center realisiert. Die Skulptur wird zum zentralen Bild für die kapitalistische Weltordnung nach dem zweiten Weltkrieg, interpretierbar mal als abstrakter Globus, Footballhelm oder Totenschädel.
Die mehr als 20 Tonnen schwere Plastik stand zwischen den Zwillingstürmen auf dem Vorplatz des World Trade Centers. - Foto: national landmark
In Boston startet am 11. September 2001 ein Flugzeug. Verblendet von seiner Salafistischen Ideologie steuert Mohamed Atta den American Airlines Flug 11 in die Türme des World Trade Centers.
The Sphere in den Trümmern des World Trade Centers. - Foto: Percy Adlon
9/11 darf als tatsächliches Ende des 20. Jahrhunderts gesehen werden, das die Weltordnung nach dem 2. Weltkrieg beendet - den „Clash of Cultures“ auslöst. „Homeland Scurity“, „digitale Überwachung“ und der Kampf gegen die „Achse des Bösen“ werden zu den Parolen des 21. Jahrhunderts. Dieser Moment ist Ursprung der meisten Konflikte, die die politische Situation heute dominieren.
Fritz Koenigs Skulptur überstand den Anschlag und wird zum Mahnmal von 9/11.
Space Epos – Deep Listening - Frank Campoi
Frank Campoi komponiert dafür die Klangskulptur „Space Epos – Deep Listening“, die dem Unbehagen dieses historischen Moments Ausdruck verleiht. Schwere Bässe durchdringen den Körper und machen das bedrohliche Ereignis physisch spürbar.
Die Sound- und Bildkomposition „Space Epos – Deep Listening“ (10 Min. 28) arbeitet mit einer spirituellen und physischen Verschmelzung von Sound und Bild an eine Live Performance. Nach dem Motto "Ich sehe, was ich höre" sind auch die Einschläge ins World Trade Center in der Resonanz im Raum erfahrbar.
Markus Hoffmann platziert seine Skulptur „Urstock“ einen 700 Kg schweren ausgehölte und geflämmten Baumstamm, als schwebende Last am Hallenkran. Die Gefahr ist physisch zu spüren und zu hören, die Möglichkeit der Flucht aus der Katastrophe wird angeboten.
Katastrophensammelpunkt - Lena Maria Held, Jan Vormann und David Luis Grimm
David Luis Grimm, Lena Maria Held und Jan Vormann reagieren auf dieses historische Ereignis mit der Bodeninstallation “Katastrophensammelpunkt“. Im Kontrast zu den bedrohlichen Tönen von Frank Campoi ist dieser Punkt ein „Save Space“ für Menschen, die sich aus der Lebensgefahr retten müssen. Von diesen ersten Bildern geht ein roter Faden durch die Ausstellung, der Schutz oder den Verlust des eigenen Lebensraums, der persönlichen Heimat, des Lebens.
Der Patriot - Christian Schnurer
„Der Patriot“ – Luitpoldbrücke, Landshut
Heimatliebe ist ein menschliches Bedürfnis, die nicht ausgrenzt und sich selbst überhöht. Die Forderung nach Vaterlandstreue, macht den Menschen zum Werkzeug nationalistischer Propaganda.
In einer politischen Diskussion, die sich seit hundert Jahren zu wiederholen scheint, sollte man die Schriftsteller dieser Zeit lesen, um das Spannungsfeld zu verstehen, in dem Fritz Koenig aufgewachsen ist.
„Im Patriotismus lassen wir uns von jedem übertreffen – wir fühlen international. In der Heimatliebe von niemand – nicht einmal von jenen, auf deren Namen das Land grundbuchlich eingetragen ist. Unser ist es. Und so widerwärtig mir jene sind, die – umgekehrte Nationalisten – nun überhaupt nichts mehr Gutes an diesem Lande lassen, kein gutes Haar, keinen Wald, keinen Himmel, keine Welle – so scharf verwahren wir uns dagegen, nun etwa ins Vaterländische umzufallen. Wir pfeifen auf die Fahnen – aber wir lieben dieses Land. Und so wie die nationalen Verbände über die Wege trommeln – mit dem gleichen Recht, mit genau demselben Recht nehmen wir, wir, die wir hier geboren sind, wir, die wir besser deutsch schreiben und sprechen als die Mehrzahl der nationalen Esel – mit genau demselben Recht nehmen wir Fluß und Wald in Beschlag, Strand und Haus, Lichtung und Wiese: es ist unser Land. […] Deutschland ist ein gespaltenes Land. Ein Teil von ihm sind wir. Und in allen Gegensätzen steht – unerschütterlich, ohne Fahne, ohne Leierkasten, ohne Sentimentalität und ohne gezücktes Schwert – die stille Liebe zu unserer Heimat.“
Kurt Tucholski
KOENIG ARCHITEKT - Markus Stenger
Kugelhalle - Grafik: Stenger 2 Architekten und Partner
Der Architekt Markus Stenger ist beauftragt, die Umnutzung und den Erhalt von Fritz Koenigs Ganslberg sensibel umzusetzen und das Künstlerhaus Ganslberg zukunftsfähig zu machen. In der kleinen Kugelhalle zeigt er Einblicke in die Entwicklungsgeschichte des Ortes, die denkmalgerechte Sanierung und geplante Umnutzung.
Die Präsentation „KOENIG ARCHITEKT“ würdigt den Bildhauer und seine architektonische Leistung.
W.A.L.D. - Ella von der Haide und Jana Korb
Architektur und Landschaft sind als untrennbare Einheit von Fritz Koenig gestaltet. In dieser Tradition wird die Pflege der Vegetation und der Gebäude zu einem Liebesbeweis an diesen Ort. Der Künstler hat diesen Ort auf der grünen Wiese geplant und über 60 Jahre wachsen lassen. Die ausgiebigen Pflanzungen haben einen natürlichen Schutzwall für diesen Ort gebildet, die die konzentrierte künstlerische Arbeit ermöglicht hat, die zu seinem Welterfolg wurde.
In der Waldlandschaft bereiten Ella von der Haide und Jana Korb die W.A.L.D. Performance vor, die das Publikum mit den umliegenden Bäumen zum aktiven Teil des Stückes macht. Menschen und Bäume arbeiten zusammen und bereiten eine Arbeitsbeziehung nach dem Anthropozän vor.
Die Performance findet am Samstag, 24. Oktober, um 11 Uhr und um 15 Uhr statt.
Fruitlink Ganslberg - Markus Hoffmann
Lebensraum für Pflanzen und Tiere ist ein Thema für Markus Hoffmann. Sein Kunstprojekt „Fruitlink Ganslberg“ plant Bäume historischer, rotblühenden und rotfleischigen Apfelsorten und ihrer Varianten entlang der bestehenden Geländekanten zu pflanzen.
Das berühmte, Martin Luther zugeschriebene Zitat – „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“ – formuliert eine Haltung des Handelns trotz oder gerade angesichts existenzieller Krisen.
Die Habitatskulptur „Urstock“ die in der Kugelhalle vorbereitet wurde, soll zu einem Bienenstock für die Bayerische Urbiene werden und der zentrale Verknüpfungspunkt zu „Fruitlink Ganslberg“. Pflanze, Tier und Mensch werden zu einer symbiotischen Lebensgemeinschaft
Das große kleine Leuchten - Florian Froese-Peek
Das große kleine Leuchten verzaubert das undurchdringliche Buschwerk am Rande des Wegs auf den Berg. Angelehnt an Straßenlaternen des Schweizer Architekten Peter Zumthor hat Florian Froese-Peeck eine Lichtinstallation entwickelt, die aus dem Boden wächst und sich organisch mit dem Ort verbindet.
Salva-Vida-Feldkreuz - Christian Schnurer
Vorbei an Fritz Koenigs geteilten und polierten Granitfindling erreicht man des „Salva-Vida Feldkreuz“ von Christian Schnurer. Die in Blei gegossene Schwimmweste eines vor der Insel Lesbos geretteten Babys ist ein Relikt des Heimatverlusts und der Lebensrettung.
Es darf angenommen werden, dass das Kleinkind, das 2015 diese Schwimmweste getragen hat, heute in eine Europäische Schule geht. Das Feldkreuz ist ein Bild der Menschlichkeit.
Die Werkgruppe der Kreuze und der Christlichen Kunstwerke von Fritz Koenig erhält mit dieser Arbeit eine zeitgenössische Ergänzung. Das Kruzifix wurde geweiht von Kardinal Marx und wird damit zum wahrhaftigen Symbol von Leid und Erlösung im christlichen Sinn.
Pegasus Einhorn - Torsten Mühlbach
Als Reaktion auf die Leerstelle platziert Torsten Mühlbach sein verspiegeltes „Pegasus-Einhorn“ auf dem angestammten Platz von Fritz Koenigs „Pferdemensch“ und bringt den gesamten Berg zum Funkeln. Eine Chimäre aus christlichen und antiken Motiven ist Sinnbild für ein Traumwesen das alles Edle und Schöne beinhaltet. Millionen von aufgeklebten Spiegeln reflektieren die Sonne und erzeugen eine Punktwolke aus Licht.
hunter und ge-hunter - Susanne Neumann
Susanne Neumann arbeitet als Installationskünstlerin mit gefundenen Materialien. Sie findet Objekte in ihrem natürlichem Alterungsprozess, zerlegt sie und fügt sie in neuen Raumzusammenhängen zusammen. Die Arbeit „hunter und gehunter“ verwandelt einen verwitterten Hochsitz in eine Raumgreifende Skulptur.
Susanne Neumann leitet das „Badehaus“ in Maiersreuth und die Stiftung Giardino Daniel Spoerri.
Botschaft von Arkadien - Peter Kees
Der große Salon wird kurzer Hand zur Botschaft von Arkadien umgewandelt. Seine Exzellenz Peter Kees, der Botschafter von Arkadien, okkupiert regelmäßig Staatsgebiet in verschiedenen Ländern für den Sehnsuchtsort „Arkadien“.
Zum Auftakt des Symposiums lädt Peter Kees zur Feier des Arkadischen Nationalfeiertags zu einem Bacchanal. Fritz Koenigs Ganslberg ist dieser antiken Legende verwandt – ein Idyll der Freiheit und des Wohlgefallens an Natur und Kultur.
Moderne Götter - Moritz Walser
Im Haus ersetzen „Moderne Götter“ von Moitz Walser die traditionellen Schmiedearbeiten der Afrikasammlung von Fritz Koenig. Moritz Walser hat die archaische 6.000 Jahre alte Bronzeguss-Technik der Ashanti für die moderne Kunst wiederbelebt.
“Dargestellt sind Szenen die ich im Alltag beobachte, die mich anrühren, verwundern oder einfach zum Schmunzeln bringen”, erklärt Moritz Walser. Ein voll beladener Paketbote, ein Mann der auf einem Segway seinen Hund spazieren führt, ein Pfandsammler oder das Influencer Couple.
Die Formensprachen und die Ornamentik ist an Götterdarstellungen aus archäologischen Funden angelehnt – erst auf den zweiten Blick bekommen die Figuren, durch die dargestellten Szenen einen aktuellen Bezug.
Vergitterte Fenster - Farnaz Abdoli
Die Designerin Farnaz Abdoli musste als feministische Aktivistin aus der Islamischen Republik Iran fliehen. Sie ist Stipendiatin der Stadt München und der Organisation Artist at Risk. Das Thema Heimat hat in Ihrer Position eine besondere Bedeutung. Die Serie der vergitterten Fenster erzählt von der Unfreiheit in einem patriarchalen System.
Appletree Submarine - Oh Seok Kwon
Oh Seok Kwon kommt aus Korea. Sein „Appletree Submarine“ ist ein gelbes U–Boot das einen Apfelbaum durch die Welt trägt. Es existiert als skulpturales Objekt, das an verschiedenen Orten auftaucht und in feinstofflichen Zeichnungen überführt wird.
Der kindliche Traum und die Geste der unerschütterlichen Hoffnung auf die Zukunft aus dem Luther Zitat bringt einen goldenen Schein in die Welt.
Im Künstlerhaus Ganslberg zeigt er eine großformatige Zeichnung.
Maria - Christine Rieck Sonntag
Maria am Tisch mit Lampe: In dieser Umgebung portaitierte Christine Rieck Sonntag Maria König.
In der Küche entdecken wir das unbekanntes Portrait „Maria” der Landshuter Künstlerin Christine Rieck Sonntag, das kurz vor dem Ableben von Maria Koenig gemalt wurde. Das Werk hat für „Heimat deine Sterne“ erstmal den Ganslberg und Marias Arbeitsplatz erreicht.
“Unten in der Kuchel saß ich mit Maria. Ich hatte Trauben gebracht, mit Blättern und wilden Rebästen, sie gab mir Eier. Wir redeten wenig, ich schaute. Ihre schwere Gestalt am Tisch. Ihre Hand strich über die Holzplatte, fast zart, fegte aber auch fuchtig darüber und blieb müde liegen. Die Lampe warf ihren Schein herunter. Schwer, diese strahlende Helle, die drückt.”, erinnert sich Christine Rieck Sonntag an diesen Tag auf Koenigs Ganslberg.
Minimalkinetische Objekte - Siegfried Kreitner
V 2022/23, H 200 cm, Ø 30 cm, Aluminium, Acrylglas, Kunststoffe, Neonsystem gedimmt
Bewegung und Licht sind die bestimmenden Elemente der Skulpturen von Siegfried Kreitner im Atelier von Fritz Koenig.
Der von ihm selbst verwendete Ausdruck „Minimalkinetik” bezieht sich dabei sowohl auf die geringe Geschwindigkeit der elektromotorgetriebenen beweglichen Teile, als auch auf die weitgehend schmucklos gestalteten Arbeiten. Grundelemente seiner künstlerischen Auseinandersetzung sind die Parameter: Form, Bewegung, Zeit, Raum und Farbe.
Kreitner baut seine Stelen, Säulen, Würfel bzw. flache Quader und kleinere Zylinder aus Aluminium, Edelstahl, Plexiglas, Neonröhren und Elektromotoren. Sie basieren auf geometrischen Grundflächen und einem komplexen System von mechanischen Bewegungen und strahlen eine große Sinnlichkeit aus.
Das Atelier zeigt die farbige Wandcollage von Annegret Hoch in Kombination mit den Zeichnungen von Iris Nitzl. Die lokalen Vertreter der zeitgenösssichen Kunst in Niederbayern bringen einen Aspekt der Kunst in das Atelier, der Fritz Koenig unzugänglich war – die Farbe. Es scheint sich das Herbstlaub und die umgebende Natur in den Innenraum zu ergießen.
Annegret Hoch interessiert der „Tatbestand Malerei“ – Sie spannt einen Bogen vom traditionellen Tafelbild bis hin zur Frage, wie weit das Spielfeld der Malerei ausgedehnt werden kann. Kräftige Farbigkeit und ein raffinierter Umgang mit Räumlichkeit sind dabei Konstanten in ihrer Arbeit.
Fritz Koenigs Kreidebox - Iris Nitzl
Fritz Koenigs Kreidebox gefüllt mit verschiedenfarbigen Pastell- und Kohlekreiden lag seit seinem Tod 2017 unberührt in seinem Atelier. Mit diesen Kreiden zeichnet Iris Nitzl die Kreidebox.
Die Box selbst umrundet die Künstlerin mit einem Stift, bevor sie die Kreiden in Originalgröße auf schwarzes Papier zeichnet, welches ebenfalls aus Koenigs Atelier stammt. Die erste Zeichnung zeigt die ursprüngliche Anordnung der Kreiden. Im weiteren Prozess und durch die Verwendung der Kreiden findet nach und nach eine Veränderung des Arrangements statt. So entsteht eine Serie von Zeichnungen, die das Zeichenmaterial selbst, aber auch dessen Veränderung durch einen zeitlichen Ablauf thematisiert.
Iris Nitzls Hommage an Fritz Koenig zeigt auf, wie die Arbeitsmaterialien des Künstlers gewürdigt werden, aber auch Schritt für Schritt in etwas Neues übergehen.
Marmorskulpturen - Venske und Spänle
Die Marmorskulpturen von Venske und Spänle bevölkern das Umfeld des Haupthauses. Es scheint, als hätte eine invasive Art eine neue Heimat gefunden. Kleine Wesen aus Laaser Marmor, der makellos weiße Stein, der traditionell Herrscherbüsten vorbehalten war.
Venske und Spänle arbeiten international auf allen Kontinenten von Südostasien bis Amerika.
Wir sind das Volk - Jörg Besser
Die Rosshalle beherbergt Teile der Afrikasammlung. Relikte, Möbel, Totenbretter, Geweihe und Tierschädel sind in eine Szene arrangiert, die die Bühne für die Installation „Wir sind das Volk“ bieten.
Jörg Besser ist in Chemnitz geboren und hat die friedliche Revolution selbst miterlebt. „Wir sind das Volk“ ist eine interaktive, audiovisuelle Plastik aus Schädeln, Stahl und Computertechnik - ein Dance Macabre der Extraklasse. Dreht man an der Kurbel, erwachen die Schädel zum Leben und rezitieren den Slogan „Wir sind das Volk“.
Der Satz hat in der deutschen Kulturgeschichte einen mehrfachen Wandel erlebt. Als Demokratische Selbstermächtigung taucht er bereits in Georg Büchners “Dantons Tod” auf. Dass die Parole der friedlichen Revolution mittlerweile von rechten Bewegungen gekapert und gegen das Demokratische System eingesetzt wird, stimmt bedenklich.
Kulturelle Zukunft - Mittelschule Altdorf
Die Jüngsten Kolleginnen und Kollegen sind die Schüler der Mittelschule Altdorf. Die Ergebnisse Ihres Workshops stehen gleichberechtigt mit Ihren etablierten Kolleginnen und Kollegen. Mit ihren Händen wird die kulturelle Zukunft in diesem Jahrhundert gestaltet. Eine Auswahl von gelungenen Arbeiten wird in der Afrikahalle gezeigt.
Die Pferdekoppel bildet dem Abschluss des Rundgangs “Heimat deine Sterne”mit der Installation „Liberté“ von Peter Kees.
Würden Sie am liebsten abhauen? Weltflucht begehen? Oder: wie sehen Sie die weltweiten Flüchtlingsströme? Ein Fluchtfahrzeug schafft Abhilfe: Ein kleines Flugzeug, das einlädt, einzusteigen und loszumachen. Es trägt die Aufschrift „LIBERTÉ“. Peter Kees platziert die Hülle einer Cessna 340 A aus den 1970er Jahren auf der Pferdekoppel.
Die Liberté ist der Rumpf einer Cessna. Ohne Motor, ohne Flügel scheint sie im Begriff zu sein, den Startversuch zu wagen. Monumental und zugleich poetisch erzählt sie von Sehnsucht, Aufbruch und Scheitern – von einem Freiheitsversprechen, das in der Schwebe geblieben ist.
Die Freiheit und das Scheitern sind die Kennzeichen des Ikarus Mythos und des Kunstbegriffs einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft, wie wir sie schätzen.
„Es lebe die Freiheit der Kunst!“
Ihr
Christian Schnurer
Das Symposium und die Ausstellung Heimat deine Sterne wir gefördert und unterstützt durch: